Ende Oktober 2018 ging es mit dem Flugzeug von Stuttgart über Paris nach Rio de Janeiro. Zwei Tage konnten wir die Stadt und die Copacabana erkunden. Ein Abstecher ins Landesinnere zu den Iguazú-Wasserfällen bildete den Abschluss unseres kurzen Aufenthaltes in Brasilien. Am 4. Tag wartete schon die ‚Zaandam’ der Holland-Amerika-Linie auf uns.
Nach Ponta del Este, einem mondänen Seebad in Uruguay, ging es von dort weiter nach Buenos Aires. Leider blieb nicht viel mehr Zeit als für eine Stadtrundfahrt mit dem Bus durch die argentinische Hauptstadt und von dort zurück nach Uruguay auf der anderen Seite des Rio de la Plata. Montevideo ist ja bei den Seefahrern bekannt durch das Panzerschiff ‚Graf Spee’, das sich im zweiten Weltkrieg nach dem Auslaufen in Montevideo selbst versenkt hatte um einer Zerstörung oder gar Kaperung durch englische Kriegsschiffe zu entgehen und um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Eine große Gedenkstätte direkt am Hafeneingang von Montevideo erinnert noch heute an dieses Ereignis.
Nächste Station waren die Falkland-Inseln. Wegen einer schweren Erkältung von Uwe konnten wir nicht zu den Pinguinen an Land gehen. Stattdessen gab es eine von der Schiffsärztin verhängte Quarantäne in der Kabine. Nach zwei Tagen war es aber wieder deutlich besser und die Vorsichtsmaßnahme wurde wieder aufgehoben.
Dann der Höhepunkt der Schiffsreise und die Krönung jeder Seemannslaufbahn: die Umrundung von Kap Horn, dem berüchtigtsten Schiffsfriedhof der Welt. Das Kap Horn machte seinem Ruf alle Ehre. Noch ca. 6 Stunden vor Erreichen des Kaps war das Wetter zwar nicht gerade schön, aber mit Windstärke 7 auch nicht außergewöhnlich. Direkt am Kap Horn briste es dann aber stark auf, geschätzt etwa Windstärke 11. Zumindest konnte man sich nicht mehr aufrecht auf den Beinen halten ohne umgeweht zu werden und musste Halt an der Reling suchen. Weitere 6 Stunden später war der Spuk dann auch schon wieder vorbei.
Als nächstes stand ein Stopp in Ushuaya auf Feuerland, der südlichsten Stadt der Welt, auf dem Plan. Ursprünglich eine Stadt zur Abschiebung von Strafgefangenen konnte man hier eine Fahrt durch Feuerland mit dem von den Gefangenen gebauten ‚Zug am Ende der Welt’ unternehmen. Obligatorisch war auch der Besuch im ‚Hard-Rock Cafe am Ende der Welt’.
Bei der Weiterfahrt durch den Beagle-Kanal und einen Teil der Magellan-Straße konnten die gewaltigen Gletscher, die bis zum Wasser reichten, bewundert werden. In Punta Arenas entdeckten wir überraschenderweise ein weiteres ‚Graf-Spee-Denkmal’. Wie sich herausstellte bezog sich aber dieses Monument auf die Person Graf Spee, der im ersten Weltkrieg mit einem deutschen Flottenverband in der Gegend sich mit den Engländern herumschlug. Vorletzter Hafen war Puerto Montt mit seinem spektakulären Andenpanorama, eine Gegend, in der sich besonders viele Deutsche angesiedelt hatten und selbige prägten. Ausschiffung war in San Antonio/Chile mit einem anschließenden 3-tägigen Aufenthalt in Santiago de Chile.
Und da wir gerade in der Nähe waren, machten wir noch einen Ausflug nach Rapanui, hierzulande besser bekannt als Osterinsel. ‚In der Nähe’ ist natürlich relativ, da es von Santiago bis zur Osterinsel immer noch 4000 Kilometer oder 5 Stunden Flug waren. Dazwischen nichts als Wasser. Die Osterinsel ist der ab gelegenste Ort der Welt, bis zur nächsten Insel Pitcairn, auch nicht gerade übervölkert, müssen immer noch 2000 Kilometer Wasser überwunden werden. Nach dem Empfang am Flughafen mit Blumenkränzen konnten wir die 24 Kilometer lange Insel 3 Tage lang erforschen. Kein Problem bei der äußerst freundlichen Bevölkerung und so gut wie keiner Kriminalität auf der Insel. Typisch und bekannt sind hier natürlich die riesigen Steinköpfe, von den Einheimischen Moai genannt, von denen es etwa 900 Stück in mehr oder weniger gutem Zustand gibt. Ein traditionelles Abendessen mit im Erdofen gegarten Speisen und Folkloredarbietungen war der Abschluss unseres Aufenthaltes.
Der Rückflug war mühselig. Inklusive einer Übernachtung in Santiago brauchte es für die insgesamt 17000 Kilometer gute 36 Stunden bis wir wieder zu Hause in Stuttgart waren. Aber es hat sich gelohnt – eine sehr schöne und vor allem interessante und erlebnisreiche Reise. Jederzeit gerne wieder – wenn es bloß nicht so weit weg wäre.
Uwe Töllner