ISCA World Conference 2019

Das diesjährige Treffen der International Sea Cadet Association (ISCA) wurde vom 9. bis 14. Oktober 2019 in Stockholm durchgeführt. Einmal im Jahr versammeln sich die Vertreter der insgesamt 22 Mitgliedsländer zu einer Konferenz um über die Möglichkeiten und Probleme des internationalen maritimen Jugendaustausches zu sprechen und um Kontakte in die ganze Welt zu knüpfen. Insgesamt waren in Stockholm Vertreter von 13 Mitgliedsländern aus Australien, Neuseeland, Hongkong, Japan, Korea, Bermuda, Barbados, USA, Kanada, United Kingdom, den Niederlanden und natürlich der Gastgeber Schweden zu dem Ereignis angereist. Deutschland war durch den ISCA-Beauftragten des Deutschen Marinebundes Uwe Töllner in Begleitung von Anette Bohner vertreten. Mit den Delegierten und deren Begleitung versammelten sich damit etwa 45 Personen im Stockholmer ‚Drottning Viktorias Örlogshem’ oder ‚Queen Victorias Naval Hotel’, direkt im Stadtzentrum gelegen.

Eröffnet wurde die Konferenz bei einem offiziellen Empfang im Bankettsaal des schwedischen Parlamentes durch die Vorsitzende der schwedischen Sea Cadets Annicka Engblom. Vice-Admiral Jonas Haggren hielt eine Begrüßungsrede und bei Wein und Schnittchen konnten die ersten persönlichen Kontakte geknüpft werden.

Am Donnerstagmorgen begann dann die eigentliche Konferenz. Einer der ersten Tagungsordnungspunkte war eine offizielle Gedenkminute für Heinrich Dettmer, dem langjährigen ISCA-Vertreter der Deutschen Marine-Jugend. Heinrich hatte aus Altersgründen diese Aufgabe an Uwe Töllner übergeben und ist im März diesen Jahres leider verstorben. Der USA-Vertreter Michael Campbell verlas einen Nachruf in dem deutlich wurde, dass Heinrich in diesem Kreis sehr angesehen war, und Uwe Töllner bedankte sich im Namen von Heinrich Dettmers Witwe und überbrachte deren Grüße.

Den ganzen Tag wurden Formalien abgearbeitet und über die Regularien der ISCA diskutiert. Uwe Töllner hielt einen Vortrag über die in den letzten Jahren schwierige Situation der maritimen Jugendarbeit in Deutschland und machte den Deutschen Marinebund bekannt. Einige Delegierte zeigten sich sehr erfreut darüber, dass Germany jetzt wieder an ihrer Seite ist und es wurde deutlich, dass weltweit in vielen Ländern das Interesse an einem Jugendaustausch mit Deutschland groß ist und unser Land sehr positiv bewertet wird. Des Weiteren gab es eine Präsentation der Sea Cadets von Barbados, die sich um die Aufnahme in die ISCA bemühten. Die anschließende Abstimmung ergab, dass Barbados ab jetzt offizielles Vollmitglied der ISCA ist.

Die Begleitpersonen der Delegierten wurden zum Mittagessen im Hause eines Vorstandsmitgliedes der Stockholmer Sea Cadets eingeladen. Am Abend war dann für alle ein Besuch der schwedischen Marineakademie Karlberg Castle angesagt. Hier wurden uns die Aktivitäten der schwedischen Sea Cadets und deren Ausbildung präsentiert. Drei Schulklassen mit je etwa 30 Jugendlichen saßen da und büffelten Segeltheorie, Navigation und anderes maritimes Wissen. Aufschlussreich waren auch die Gespräche mit einigen älteren Sea Cadets, die nicht ohne Stolz über ihre Ausbildung und Aktivitäten berichteten.

Am Freitag ging es schon früh los mit dem Bus zum Marinestützpunkt Berga zu einem Besuch bei der 4. Flottille. Es wurde ein Minenjagdboot und ein Einsatzgruppenversorger besichtigt und es konnten weitere Erkenntnisse über die schwedische Marine gewonnen werden. Zu Mittag gegessen wurde auf dem zum Restaurant umfunktionierten Segelschiff ‚Seglarkronan’, offenbar das Vereinsheim der schwedischen Marineoffiziers-Vereinigung in Stockholm. Am Nachmittag wurde die Konferenz im Hotel fortgesetzt. Jetzt berichteten die Delegierten von ihren Aktivitäten und Möglichkeiten des Jugendaustausches in ihren jeweiligen Ländern und es wurden über die Bedingungen des künftigen Jugendaustausches diskutiert. Währendessen wurden die Begleitpersonen durch die Stockholmer Fußgängerzone zu einem Besichtigungs- und Einkaufsbummel und ins ABBA-Museum geführt.

Am Samstagvormittag dann wieder die Fortsetzung der Konferenz, u.a. mit Berichten und Diskussionen über die Tätigkeit verschiedener Arbeitsgruppen, und danach ein Besuch im schwedischen Parlament. Dank der Vorsitzenden der schwedischen Sea Cadets Annicka, die übrigens perfekt deutsch kann, und gleichzeitig Parlamentsmitglied ist, gab es für uns auch eine Art Back-Stage-Führung. Im Anschluss wurden die Delegierten und Begleitpersonen mit den Sehenswürdigkeiten von Stockholm einschließlich der City-Hall, dem Ort des alljährlichen Dinners für die Nobelpreisträger, vertraut gemacht.

Am Sonntagvormittag wurde die Konferenz fortgesetzt und gegen Mittag offiziell nach dem gegenseitigen Austausch kleiner Geschenke beendet. Danach wurde die Wachablösung vor dem königlichen Schloss beobachtet und gemeinsam mit einem Boot die Stockholmer Kanäle und Inselwelt entdeckt. Natürlich durfte dann ein Besuch des Wasa-Museums mit seinem berühmten Schiff, das 1628 auf der Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen gesunken war und dann vergessen wurde, nicht fehlen. Am Abend ging es noch mit dem Bus zum Ljunglöfska Castle zur offiziellen Verabschiedung und einem Welfare Dinner.

Insgesamt eine sehr interessante und angenehme Erfahrung. Wir kamen als Fremde und sind als Freunde auseinander gegangen nicht ohne das Versprechen, sich im nächsten Jahr wieder zu sehen. Die Nächste ISCA-Konferenz soll vom 21. bis 26. Oktober 2020 in Busan/Korea stattfinden. Bis dahin sollten wir uns Gedanken machen, ob und wie wir in Zukunft an einem internationalen Jugendaustausch im Rahmen der globalen maritimen Community ISCA teilnehmen wollen. Weitere Informationen zur ISCA gibt es im Internet unter  http://www.iscaworld.com.

Uwe Töllner