Der ‚Marine-Verein Stuttgart 1899 e.V.‘ ( nachstehend kurz Marine-Verein genannt ) wurde am 14. August 1899 als ‚Marine-Verein Fürst Karl von Urach, Graf von Württemberg, Stuttgart‘ erstmalig gegründet. Durch die damalig allgemein große Begeisterung für die Seefahrt erfreute sich der Marine-Verein eines großen Zulaufes ehemaliger Seeleute und Marineangehöriger. 1929 wurde die Marine-Jugend Stuttgart, als Jugendgruppe des Marine-Vereins, ins Leben gerufen. 1945 wurde der Marine-Verein, wie alle anderen Vereine in Deutschland, von den Alleierten aufgelöst und erst wieder am 01. Januar 1951 als ‚Marine-Kameradschaft Stuttgart 1899 e.V.’ wieder gegründet.
Aus der Zeit vor 1945 ist kaum noch etwas aus dem Vereinsleben bekannt. Einige wenige erhalten gebliebene Zeitungsausschnitte und Eintrittskarten belegen, dass ein jährlicher Marineball veranstaltet wurde und es regelmäßige Treffen gegeben hat.
Nach der Wiedergründung ab 1951 stand zunächst die gegenseitige Unterstützung in der schwierigen Nachkriegszeit und die Pflege der an Bord erlebten Kameradschaft im Vordergrund. Auch dürfte die gemeinsame Bewältigung traumatischer Kriegserlebnisse eine Rolle gespielt haben.
Nachdem die Zeiten besser wurden, konnte man sich auf eine gemeinsame Freizeitbeschäftigung einstellen und den Wiederaufbau der Bundesmarine und der Handelsflotte mit Vorträgen und anderen Informationen begleiten.
Am 18. Juni 1960 wurde dann wieder eine Jugendgruppe gegründet, die Marine-Jugend Stuttgart 1929 e.V.. Mit anfangs nur wenigen Jugendlichen entwickelte sich die Marine-Jugend schnell zu einer der aktivsten Marine-Jugend-Gruppen im Bundesgebiet. Höhepunkt war die Ausrichtung der Bundeswettkämpfe der Deutschen Marine-Jugend e.V. 1964 verbunden mit einem großen Zeltlager auf dem Stuttgarter Wasen. Die Marine-Jugend konnte dann auch eine Baracke am Stuttgarter Max-Eyth-See als Vereinsheim erwerben und so zahlreiche jugendgerechte Aktivitäten durchführen.
1970 kam es zum Zerwürfnis zwischen Marine-Kameradschaft und Marine-Jugend. Aus steuerlichen Gründen wurde die Marine-Jugend als selbständiger Verein bei der Gründung etabliert, was aber dann zu einer schleichenden Entfernung der beiden Vereine führte. Das Beharren auf überkommene Strukturen einerseits und die Rebellion der 68er-Jugend prallten aufeinander. In der Folge trennten sich die beiden Vereine und hatten kaum noch Kontakte untereinander.
Die Marine-Kameradschaft ging weiter ihren traditionellen Beschäftigungen nach. Monatliche Treffen in einer Gastwirtschaft und gemeinsame Ausflüge bestimmten das Vereinsleben. Nach der Indienststellung des Lenkwaffenzerstörers ‚Rommel’, bei dem die Stadt Stuttgart dank ihres langjährigen Oberbürgermeisters Manfred Rommel die Patenschaft übernommen hatte, nahm die Beschäftigung mit dem Schiff und die Betreuung der Mannschaft bei ihren Patenschaftsbesuchen in Stuttgart einen großen Raum im Vereinsleben ein.
Für die Marine-Jugend aber begann ab 1970 der Niedergang. Wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten am Max-Eyth-See wurde das Wasser im See für 2 lange Jahre abgepumpt und die als Vereinsheim dienende Baracke wurde abgerissen. Zwar wurde der Marine-Jugend ein Ausweichquartier im Palmschen Schloss (heute Bezirksrathaus Mühlhausen) zugewiesen, doch gab es hier kaum Möglichkeiten den Seesport effizient auszuüben. Bootsbetrieb war kaum noch möglich, die Entfernung zum Wasser war zu groß und es gab keine Lagermöglichkeit für die Boote. Die Mitgliederzahlen und damit auch die Aktivitäten sanken auf ein gefährlich geringes Minimum.
Licht in den Tunnel kam erst wieder 1974, als die Marine-Jugend ein Grundstück von der Stadt Stuttgart am Max-Eyth-See bekam, um ein neues Vereinsheim errichten zu können. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die finanziellen Mittel des Vereins bei weitem nicht ausreichten, um die umfangreichen Bauvorschriften der Stadt erfüllen zu können. Deshalb suchte man sich einen Partner und fand ihn in der Akademischen Seglervereinigung Stuttgart e.V. (ASVS). Der ASVS war bei der Vergabe der Grundstücke am Max-Eyth-See leer ausgegangen, war aber finanziell doch um einiges potenter als die Marine-Jugend. Schnell wurde der Handel geschlossen und Mitte der 70er-Jahre ein gemeinsames Vereinsheim am Max-Eyth-See gebaut. In zwei weiteren Stufen in den 80er- und 90er-Jahren konnte das Vereinsheim zu seiner jetzigen Größe ausgebaut werden und wird seither von beiden Vereinen gemeinschaftlich genutzt und unterhalten.
Ende der 90er-Jahre stellte sich heraus, dass sowohl die Marine-Kameradschaft als auch die Marine-Jugend ein Problem hatten. Die Marine-Kameradschaft konnte wegen drastisch sinkender Mannschaftszahlen bei Handelsschifffahrt und Marine tief im Binnenland kaum noch ehemalige Seeleute als neue Mitglieder gewinnen und drohte zu überaltern. Die Marine-Jugend hatte sich zwar von ihrem Tief in den 70er-Jahren erholt und war ein prosperierender Verein geworden, doch war die große Mehrheit der Mitglieder Kinder und Jugendliche und es war kaum möglich, Erwachsene an einen Verein zu binden, der das Wort ‚Jugend’ im Vereinsnamen führt. Zwar wünscht sich jeder Verein eine starke Jugendgruppe, doch ist die Fluktuation in diesem Bereich so groß, so dass eine kontinuierliche Vereinsarbeit über Jahrzehnte nur mit Jugendlichen nicht sichergestellt werden kann.
Also trafen sich die Vorstände der Marine-Kameradschaft und der Marine-Jugend Mitte der 90er-Jahre. Man wusste zwar noch, dass man zerstritten war, aber keiner wusste mehr warum. In der Folge verlegte die Marine-Kameradschaft ihre monatlichen Treffen in das Vereinsheim der Marine-Jugend am Max-Eyth-See. Dabei kam man sich allmählich wieder näher und lernte sich kennen. Wendepunkt war das Jahr 1999, als die Marine-Kameradschaft ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Damit wurde auch vielen Mitgliedern der Marine-Jugend bewusst, dass es ihre Aufgabe ist, diese langjährige Tradition in die nächste Generation weiter zu tragen. Zahlreiche Mitglieder wurden jetzt Mitglied in beiden Vereinen. Im Jahre 2003 änderte die Marine-Jugend ihren Vereinsnamen in ‚Marine-Verein Stuttgart 1899 e.V.’ und übernahm Mitglieder, Rechte und Pflichten der Marine-Kameradschaft, die dann formal juristisch aufgelöst wurde. Zurück zu den Anfängen!
Seitdem nahm der Marine-Verein eine positive Entwicklung. Schwerpunkt der heutigen Aktivitäten ist der Wassersport, vor allem das Segeln und der Seesport. Zwar werden immer noch maritime Traditionen gepflegt und es gibt immer noch Verbindungen zur See- und Binnenschifffahrt, doch ist der Verein nach seiner Wandlung zum Wassersportverein für die ganze Familie nicht mehr auf den Zulauf neuer Mitglieder aus der Handelsflotte und Marine angewiesen. Sollte sich doch mal jemand aus diesem Bereich nach Stuttgart und Umgebung verirren, so ist er/sie bei uns natürlich gerne willkommen und wird bestens integriert.